Um dieser Stadt und seiner bewegten Vergangenheit ein wenig näher zu kommen, helfen historisch-literarische Reiseführer und aufregende Erkundungstouren vor Ort. Einheimische Fremdenführer vermitteln Ihnen über die Aufzählung der historischen Fakten hinaus, sehr anschaulich und unterhaltsam besondere geschichtliche Details.
Einige grundlegende Zahlen und Fakten sollen Sie an dieser Stelle auf die spannende Geschichte Istanbuls vorbereiten und Sie schon ein wenig mit ihrer sehr wechselhaften Vergangenheit vertraut machen.
Istanbul kann auf eine beinahe 3000jährige Geschichte zurückblicken. Um 660 v. Chr. sollen dorische Griechen Byzantion, eine Kolonie am europäischen Ufer des Bosporus, gegründet haben. Durch ihre spezielle Lage wurde dieser Ort rasch zu einem bedeutenden Handelszentrum. In der Folgezeit durchlebte die Byzantion kriegerische Zeiten:
513 v. Chr. wurde Byzantion vom Perser-König Darius I. eroberte. 478 wurde die Stadt für zwei Jahre von Sparta besetzt. Eine demokratische Regierung entstand. Unter dem Druck Athens schlossen sich die Regierenden dem Attisch-Delischen Seebund an (bis 356).
340/339 wehrte sich Byzantion erfolgreich gegen eine Besetzung durch den Makedonenkönig Philipp II.
Nach dem Zusammenbruch des Makedonenreichs schlug sich die Stadt immer mehr auf die Seite des expandierenden Reichs der Römer und wurde 196 v. Chr. zum römischen Bundesgenossen. Unter Kaiser Vespasian verlor Byzantion diesen besonderen Status, wurde von Septimius Severus zur Strafe verwüstet, später jedoch wieder aufgebaut.
Konstantin I. fügte 324 die beiden Teile des Römischen Reiches zusammen und verlieh der neuen Hauptstadt am 11. Mai 330 den Namen "Nova Roma" (Neues Rom). Die erste Hagia Sophia wurde errichtet und der Kaiserpalast ausgebaut. In der Folgezeit setzte sich "Konstantinopel" als Bezeichnung jedoch durch. Konstantinopel wuchs innerhalb der nächsten Jahre und verfünffachte ihre Fläche und ebenso wie Rom erstreckte sie sich nunmehr weitläufig über sieben Hügel. Im 5. Jh. erweitert Kaiser Theodosius die Stadtmauern, die nunmehr immer größere Gebiete einschlossen. Weitgefächerte Aquädukte versorgten die Bevölkerung mit Wasser.
Unter Kaiser Justinian I. (527-565) wurde Konstantinopel zur reichsten und größten Stadt Europas und des gesamten Mittelmeerraums, auch wenn sie zeitweise ihr östliches Hinterland an Eroberer verloren geben musste.
Italienische Städte (u.a. Venedig und Genua) erhielten Handelsprivilegien, bezogen Wohnquartiere in der Stadt und siedelten sich vor allem am Goldenen Horn und in Pera an. 1054 zerbrach die kirchliche Einheit und die Orthodoxe Kirche entstand, 1171 veranlasste Kaiser Manuel I. die Italiener zu verhaften und ihr Eigentum zu beschlagnahmen. Die Venezianer nutzten den Vierten Kreuzzug zur Vergeltung und 1204 eroberten Kreuzritter Konstantinopel. Die Stadt wurde ausgeraubt, unzählige Einwohner wurden ermordet und bedeutende Kunstwerke gestohlen.
1204 bis 1261 wurde Konstantinopel zur Hauptstadt des Lateinischen Kaiserreichs. 1261 eroberte Kaiser Michael VIII. die Großstadt zurück und sie wurde zum Zentrum einer Regionalmacht, deren Hinterland ab 1354 von den Osmanen Stück für Stück erobert wurde. Ende des 14. Jahrhunderts bestand das Reich nur noch aus Konstantinopel und einem Restgebiet in Südgriechenland. 1422 hielt die nun immer mehr verfallende Stadt noch ein letztes Mal einer Belagerung durch Murad II. stand.
Die letzte Belagerung Konstantinopels begann am 5. April 1453 durch osmanische Streitkräfte unter Sultan Mehmed II. und endete am 29. Mai mit ihrer endgültigen Besetzung. Konstantinopel (offiziell Konstantiniyye genannt, oder auch İstanbul) wurde zur neuen osmanischen Hauptstadt und wurde neu besiedelt und wieder aufgebaut.
Einen prachtvollen Höhepunkt erreichte die Stadt unter Sultan Süleyman I. (1520-1566), dessen Architekt Sinan das Stadtbild mit zahlreichen Moscheen, Brücken, Palästen und Brunnen prägte. Die Osmanen bestimmten das heutige Erscheinungsbild Istanbuls entscheidend mit, so geben noch heute die alten osmanischen Siedlungen die Struktur der Innenstadt vor und die ungezählten Minarette und Kuppeldächer formen die Silhouette der Weltstadt.
Die Herrschaftszeit der Osmanen war jedoch nicht ausschließlich eine glückliche Zeit, vielmehr gab es auch Armut, Aufstände, Stadtbrände und blutige Unterdrückung, was an dieser Stelle nicht vergessen werden soll.
Mit dem zunehmenden Verfall des osmanischen Einflusses in der Region und der Verkleinerung des Reiches bis Anfang des 20. Jahrhundert verlor dann auch Konstantinopel vorübergehend an kosmopolitischer Bedeutung.
Nach dem Friedensvertrag von Sèvres verschwand das Osmanische Reich endgültig und wurde unter den Alliierten aufgeteilt und besetzt. Griechenland fasste Konstantinopel ins Auge. Mustafa Kemal - "Atatürk" genannt − begann den Befreiungskrieg, gewann und gründete daraufhin die Republik Türkei und wurde ihr erster Präsident. 1923 wurde Ankara zur türkischen Hauptstadt ernannt. Atatürk ordnete 1930 eine Umbenennung Konstantinopels an, seit dieser Zeit gilt Istanbul als der offizielle Name der Metropole.
Schon während des Ersten Weltkriegs kam es zur Vertreibung der ersten der beiden großen christlichen Minderheiten, der Armenier. Sie waren seit dem 17. Jahrhundert verstärkt zugezogen, so dass um 1850 über 220.000 in Konstantinopel lebten.
1942 wurden Nichtmuslime zu einer besonderen Vermögenssteuer herangezogen (Varlýk Vergisi), 1955 nahezu die gesamte orthodoxe Bevölkerung durch ein Pogrom von Istanbul aus der Stadt vertrieben. Von den rund 110.000 Griechen blieben rund 2.500 in Istanbul. Heute leben rund 60.000 Armenier und 2.500 Griechen in der Stadt. Trotz dieser Pogrome, die bereits zur Zeit des Ersten Weltkriegs begannen und vor allem die christlichen Bevölkerungsgruppen betrafen, wuchs Istanbul beständig und dehnte sich ins Umland aus.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gewann die Stadt zunehmend an wirtschaftlicher und kultureller Kraft und wirkte insbesondere für die Landbevölkerung Anatoliens als Magnet. Ehrgeizige Bauprojekte versuchten dem steten Strom an Zuwanderern Herr zu werden. Manche Holzhäuser im alten Stadtkern wurden abgerissen und machten modernen Gebäudekomplexen platz, Parks wurden angelegt, U-Bahnnetze geschaffen, auch um dem zunehmenden Verkehrschaos Herr zu werden. Das alte Istanbul existiert nun direkt neben einem neuen, europäisierten und beide Seiten machen den besonderen Reiz dieser Millionenstadt aus.